Die Belegung der Laute mit einem Sinn ist als
„Sinnlautmethode“ in Verbindung mit Lesen- und Schreibenlernen bekannt:
Die sogenannte Sinnlautmethode * wurde von Ickelsamer (16. Jahrhundert)
entwickelt. Er hatte bemerkt, dass die "Buchstabiermethode“ das Lesen lernen
erschwerte. Statt dessen versuchte er, sinnlose
Laute mit Sinn auszustatten, z.
B. „M brummt wie die Kuh, G pfeift wie die Gänse“
* nutzte auch Comenius in seiner
Tier-Anlaut-Tabelle z. B. „Aa die Krähe krächzet"
* hat in neuerer Zeit Dr. Christel Manske genutzt
und in mehreren Publikationen beschrieben. Verschiedene Konzepte wurden davon
beeinflusst, unter anderem das
·
* „Würzburger Sprachprogramm“ (eine
Auswahl von wenigen Buchstaben)
* „Spaß am Buchstabenlernen mit Lena und
Xi“ von Sigrid Braun
Bei "Spass am Buchstabenlernen mit Lena und Xi" erfolgte die Sinngebung erstmalig aus einer Theorie von Ur-Lauten:
Die Belegung der Laute mit einem Sinn und damit der
Möglichkeit, diesen Laut zu „erleben“, erfolgte nicht willkürlich. Der
Grundgedanke war eine sinnvolle Verknüpfung der Laute mit Gefühl, Tun oder Mitteilung. Ich hatte die Idee, dass es „Ur-Laute“ gibt,
d. h. jeder Laut der deutschen Sprache könnte ursprünglich der Ausdruck eines
elementaren Gefühls, Tuns oder einer wichtigen Äußerung gewesen sein. Dieses
„Laut-Bedeutungs-Wissen“ wird durch das Aufwachsen im deutschen Sprach- und
Kulturraum in den Menschen verankert. Diese Idee ist sprachwissenschaftlich
nicht bewiesen. „Offen
ist auch die Frage, ob es ein universell gültiges ‚Inventar‘ an Ur-Lauten gibt,
oder ob dieses je nach Sprach- und Kulturraum differenziert" (Der letzte Satz ist ein
Zitat von Dr. Martina Mangasser).
Beispiele: Bei „eindeutigen“ Lauten wie „M“ für
„schmeckt gut“ oder „I“ für Ekel
oder „Au“ für Schmerz nutzen Grundschullehrer/innen
schon seit vielen Jahren die sinnvolle Verbindung von Laut bzw. Buchstabe mit
Gefühl, damit die Kinder leichter lernen.
Neu ist, dass diese
„ursprüngliche Aussage eines Lautes“ nicht nur auf wenige Laute bezogen
sein könnte, sondern dass ich eine Laut-Liste für fast alle Buchstaben des
deutschen Alphabets erdacht und erstellt habe (2006). Interessanterweise haben viele Menschen auch bei den
weniger eindeutigen Lauten (wie beispielsweise „D“ oder
„G“) ähnliche Assoziationen. Dies
bestätigt sich immer wieder in meinen Workshops. Auch ein Test mit Oberstufen-
Schüler/innen eines Kaiserslauterer Gymnasiums ergab erstaunliche
Übereinstimmungen.
Bei wenigen Buchstaben hatte ich keine Idee für eine
Gefühls-Verbindung; stattdessen wählte ich eine passende Lautmalerei (s. Liste).
Sämtliche Buchstaben-Laut-Verknüpfungen der
folgenden Liste (außer C, V und Y) wurden sinnvoll in „die Geschichte von Lena
und Xi“ eingearbeitet. Sigrid Braun
Literatur:
Ickelsamer,
Valentin: „Die rechte weis aufs kuortzist lesen zu lernen“, 1527, Nachdruck herausgegeben von
Pohl, Karl: „Valentin Ickelsamer: Die
rechte weis aufs kürtzist lesen zu lernen Ain Teütsche Grammatica“, Ernst Klett
Verlag, Stuttgart 1. Auflage 1971
Mann, Iris (Pseudonym von Dr. Christel
Manske): „Lernen können ja alle Leute“ Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1992
Manske, Christel:
„Entwicklungsorientierter Lese- und Schreibuntericht für alle Kinder. Die
nichtlineare Didaktik nach Vygotskij, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 2004
Braun, Sigrid: „Spaß am
Buchstabenlernen mit Lena und Xi“, Ökotopia Verlag, Münster, 1. Auflage 2009
____________________________________________________________________ Laut Ausdruck von A Eingebung, Einfall,
plötzliche Idee, Problem-Lösung
B plötzliche Kälte, Schauer, Gänsehaut C [k] oder [s] oder [ze] Beispiele: Clown, City, CD
D (Von mir aus
gehend) auf etwas/ jem. hinweisend; ich will jem. etwas
zeigen
E jem. rufen,
zurechtweisen, auf sich/etwas aufmerksam machen F Erleichterung, etwas
„geschafft“ haben oder: Luft(-strom) erzeugen G Lautmalerei für Gluckern,
Trinken H Nicht verstehen,
nachfragen oder: Hauchen I Ekel J Zustimmung, Begeisterung K Lautmalerei für etwas
zerbrechen
L Freude, Singen M Wohlbehagen,
schmeckt gut N Ablehnung (tief gesprochen:
aggressive, nachdrückliche Ablehnung)
O Erstaunen, Erschrecken,
plötzlicher Einfall mit Erschrecken P sich über jemanden ärgern, diesem gegenüber aber so tun,
als wäre es egal Qu [kw] = zusammengesetzter Laut
R Rollen, Freude am Sprechen, am
sich ausdrücken; auch: Aggression S drohende Gefahr,
Alarmbereitschaft T Spucken (ursprünglich: Verachtung) U unheimliches Gefühl, auch:
Trauer V [w] oder [f] Beispiele: Vase,
Vogel W jemanden Erschrecken
X [ks] = zusammengesetzter Laut
Y [i] oder [j] oder [ü]
Beispiele: Pony, Yak, Xylofon
Z [ts] Tadel
und Lautmalerei für Zischen
Ä Verlegenheit Au Schmerzen Ei Zärtlichkeit Eu Freude,
Erstaunen, Bewunderung Ch Schlafen /
[sch] oder [ch] oder [ch] oder [k] Beispiele: Chef,